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Retail-Trends China & Hongkong: Die wichtigsten Handelsimpulse

03.07.2025

China und Hongkong bleiben Impulsgeber für den globalen Handel – mit IP-Erlebniswelten, datengetriebenen Retail-Innovationen und kreativen Lifestyle-Kollaborationen. Während China als Tech-Vorreiter agiert, setzt Hongkong stärker auf Design, Kultur und internationale Marken. Die Retail-Trends aus China und Hongkong zeigen, wohin sich der Handel bewegt – von Popkultur bis Smart Retail.

Lesedauer: 6 Minuten

Galaxy SOHO Peking

IP-Power: Lizenzmarken als Differenzierungsmerkmal

China setzt im Handel gezielt auf starke Intellectual Properties (IP) – etwa Hello Kitty, Pokémon oder lokale Anime-Figuren –, um Produkte in Bereichen wie Home, Fashion oder FMCG emotional aufzuwerten. Die Ausstellung „IP x Lifestyle & Home Products“ auf der Messe Interior Lifestyle China in Shanghai zeigt exemplarisch, wie IP als Design- und Erlebnisfaktor in den Alltag integriert werden.

In Hongkong dominieren internationale Popkultur-Ikonen wie Disney, Marvel oder Studio Ghibli. Hier dienen IP-Kollaborationen weniger der Masse als vielmehr der Premiumisierung und Differenzierung, oft in Verbindung mit Kunst, Design oder limitierter Verfügbarkeit. IPs werden so zu Imageträgern mit Erlebnischarakter, die Marken emotional und kulturell aufladen.

Exkurs: Was sind IPs und warum sind sie im Handel wichtig?

IPs steht für „Intellectual Properties“ – also geistiges Eigentum. Im Handel bezieht sich der Begriff meist auf bekannte, geschützte Marken, Figuren, Designs oder Storywelten, die durch Lizenzen kommerziell genutzt werden können. Typische Beispiele sind Hello Kitty (Sanrio), Pokémon, Disney-Charaktere, Star Wars oder auch lokale Kultfiguren und Künstler-Brands.

Warum sind IPs im Handel wichtig?

  • Wiedererkennungswert & Emotionalisierung
  • Differenzierung im Wettbewerb
  • Storytelling & Lifestyle-Positionierung
  • Zielgruppenspezifische Ansprache
  • Social Media & virale Effekte
Hello Kitty, Sonic und Pokemon Figuren

Content-Commerce & Plattform-Marketing

In China verschmelzen Social Media und Shopping zu einem dynamischen Ökosystem: Kurzvideos, Livestreaming und In-App-Käufe auf Plattformen wie Douyin, Taobao Live oder Xiaohongshu prägen das Konsumverhalten. KOCs (Key Opinion Consumers) agieren dabei als authentische Mikro-Influencer mit hoher Glaubwürdigkeit – oft erfolgreicher als klassische Prominente. Commerce wird zum Content – schnell, unterhaltsam, interaktiv.

In Hongkong dominiert ein selektiverer Ansatz: Plattformen wie Instagram oder HKTVmall verbinden E-Commerce mit lokal verankertem Influencer-Marketing. Authentizität, Nahbarkeit und kulturelle Relevanz spielen hier eine zentrale Rolle. Der Handel wird zur Bühne für Storytelling, Community-Building und Lifestyle-Inszenierung – besonders in design- und trendaffinen Zielgruppen.

Kuratierte Pop-ups & Lifestyle-Kollaborationen

In China wird der Point of Sale zum inszenierten Erlebnisraum: Flash Sales (Produkte werden in kurzen Zeiträumen zu stark reduzierten Preisen angeboten), zeitlich begrenzte Pop-ups und Kollaborationen mit Künstler*innen oder IPs erzeugen Hype, Exklusivität und Social-Media-Wirkung. Der Handel nutzt diese Formate gezielt, um neue Produkte zu testen, Communitys aufzubauen und Marken emotional aufzuladen.

The Mills Hongkong
Upcycling Christmas Treee The Mills Hongkong

Hongkong setzt stärker auf kuratierte Retail-Konzepte mit kultureller Tiefe. Orte wie PMQ, K11 Musea oder The Mills verbinden Shopping mit Design, Kunst und urbaner Identität. Hier entstehen temporäre Formate, die weniger auf Massenwirkung, sondern auf kuratierte Auswahl, Storytelling und ästhetische Erfahrung setzen – ein Ansatz, der besonders kreative und kosmopolitische Zielgruppen anspricht.

Premiumisierung durch Design & Ästhetik

In China wird Design zum Statussymbol, besonders im Living- und Lifestyle-Segment. Produkte sollen nicht nur funktional, sondern auch visuell beeindruckend sein, oft mit dem Ziel der „Instagrammability“, also hoher visueller Teilbarkeit. Kooperationen mit Museen, Künstler*innen oder Designplattformen sorgen für kulturellen Mehrwert und positionieren Produkte als Ausdruck persönlichen Stils und sozialer Zugehörigkeit.

SKP-S Beijing: Luxus als immersives Erlebnis

Ein eindrucksvolles Beispiel für diesen Trend ist SKP-S Beijing: Das 2019 eröffnete Luxus-Kaufhaus verbindet Kunst, Technologie und Mode zu einem immersiven Erlebnis. Mit futuristischen Themenwelten, interaktiven Installationen und speziell kuratierten Markenwelten spricht SKP-S besonders die technikaffine, jüngere Zielgruppe an. So wird der Luxusmarkt in China durch innovative Architektur und digitale Innovationen neu definiert – das Einkaufserlebnis selbst wird zur kulturellen Bühne und Symbol für die Zukunft des Luxus. 

SKP-S Peking

Auch Hongkong spricht ein design-sensibles, global orientiertes Publikum an. Hier zählen Materialqualität, Formensprache und kuratierte Präsentation – insbesondere bei Interiors, Geschenken und Homeware. Retail wird zur Galerie: Ästhetik, Storytelling und Lifestyle verschmelzen zu einem Einkaufserlebnis, das durch visuelle Raffinesse und internationale Referenzen überzeugt.

Nachhaltigkeit & Urban Eco-Living

In Chinas Tier-1-Städten wie Shanghai oder Shenzhen wird Nachhaltigkeit zunehmend zur strategischen Notwendigkeit: CO₂-neutrale Logistik, recycelbare und nachhaltige Verpackungen sowie umweltfreundliche Materialien etablieren sich als Standards – getrieben durch Regulierung, Konsumverhalten und das Imagebewusstsein urbaner Mittelschichten. Besonders große Handelsplattformen investieren in grüne Lieferketten und klimafreundliche Retail-Konzepte.

Hongkong nähert sich dem Thema aus einer Lifestyle-Perspektive: Zero-Waste-Ansätze, Upcycling-Designs, Clean Beauty und Eco-Concept-Stores prägen das urbane Bild Hongkongs. Formate wie „Refill Bars“, plastikfreie Pop-ups oder nachhaltige Markenkooperationen treffen den Nerv einer designaffinen, umweltbewussten Zielgruppe. Nachhaltigkeit wird damit nicht nur als ethischer Imperativ verstanden, sondern als Teil eines urbanen, ästhetisch anspruchsvollen Lebensstils.

Tech & Smart Retail: Datengetrieben & personalisiert

China setzt im Handel auf radikale Technologisierung: KI-basierte Store-Systeme, cashierless Check-outs, Gesichtserkennung und Echtzeitdatenanalyse schaffen hochgradig personalisierte Einkaufserlebnisse – online wie offline. Besonders große Plattformen wie Alibaba oder JD.com verknüpfen das Verhalten ihrer Nutzer*innen systemübergreifend, um Produktempfehlungen, Sortiment, Preisgestaltung und Services dynamisch anzupassen. Auch Retail-Formate wie Smart Vending Machines oder digitale Schaufenster gewinnen an Bedeutung.

K11 MUSEA Hongkong

In Hongkong wird technologische Innovation mit Bedacht integriert – meist im Premium- oder Flagship-Segment. Hier entstehen selektive Anwendungen wie automatisierte Fashion-Displays, interaktive Touchpoints oder sensorbasierte Produkterlebnisse, etwa in Shopping-Hotspots wie K11 Musea. Dabei steht nicht primär die Effizienz, sondern das Einkaufserlebnis und der Markenwert im Vordergrund. Smart Retail wird so zum Mittel, um Kund*innen emotional zu binden – durch Ästhetik, Komfort und digitale Services.

Crossborder-Commerce & Exportorientierung

China positioniert sich zunehmend als globale Handelsdrehscheibe – angeführt von Plattformen wie Temu, TikTok Shop oder Alibaba, die chinesische Marken gezielt auf internationale Märkte bringen. Besonders im Home-, Lifestyle- und Consumer-Bereich werden Produkte für den Export optimiert: mit ansprechendem Design, lokalisierten Kampagnen und digitalem Direktvertrieb. Der D2C-Ansatz (Direct-to-Consumer) ermöglicht es chinesischen Herstellern, Konsument*innen weltweit ohne klassische Zwischenhändler zu erreichen.

Hongkong spielt in diesem Ökosystem eine strategische Brückenrolle. Mit seiner liberalen Wirtschaftspolitik, Zollfreiheit und internationalen Ausrichtung fungiert die Metropole als Gateway für Exportmarken, die den chinesischen Festlandmarkt oder den südostasiatischen Raum erschließen wollen. Handelsmessen, Logistikzentren und Plattformen wie HKTVmall oder regionale Distributoren unterstützen den grenzüberschreitenden Handel – effizient, skalierbar und oft schneller als über klassische Exportwege.

Für viele Brands ist Hongkong damit ein Testmarkt mit internationalem Publikum und Sprungbrett für Expansion in Greater China und darüber hinaus.

Business-Inkubatoren & Retail-Start-ups

China investiert strategisch in Retail-Innovationen: Inkubatoren und Förderprogramme in Städten wie Shanghai oder Shenzhen unterstützen IP-getriebene Start-ups, Direct-to-Consumer-Brands und digitale Store-Konzepte. Ziel ist es, kreative Marken schnell zur Marktreife zu bringen und neue Konsumformen zu erproben.

Plastic Circularity Pop-up, The Mills Fabrica, Hongkong

In Hongkong entwickelt sich eine design- und impact-orientierte Start-up-Szene, oft an der Schnittstelle von Tradition, Nachhaltigkeit und Technologie. Formate wie The Mills Fabrica verbinden Coworking, Lab-Infrastruktur und Mentoring – mit Fokus auf kulturelle Verwurzelung und sozialen Mehrwert im Handel.

Kultur & Heritage: Zwischen Guochao und globalem Stil

In China steht „Guochao 2.0“ für die selbstbewusste Rückbesinnung auf kulturelle Wurzeln – mit modernem Twist. Elemente wie chinesische Kalligrafie, traditionelle Muster, mythologische Motive oder die Fünf-Elemente-Theorie – ein traditionelles chinesisches Farbsystem mit kulturellem Symbolwert – werden neu interpretiert und in Mode, Homeware oder Packaging übersetzt. Dieser Trend ist nicht nur ästhetisch, sondern auch identitätsstiftend: Besonders jüngere Zielgruppen verbinden damit ein Gefühl von kulturellem Stolz und zeitgemäßer Lokalität.

Hongkong hingegen orientiert sich stärker an einem „global contemporary“-Stil – also einem kosmopolitischen, designorientierten Ansatz, der internationale Strömungen, urbane Coolness und kulturelle Offenheit verbindet. Dieser Stil ist geprägt durch:

  • Minimalistisches, aber hochwertiges Design
  • Kulturelle Vielschichtigkeit, inspiriert von westlicher Kunst, japanischer Ästhetik oder koreanischem Lifestyle
  • Multikulturelle Einflüsse, die sich in Materialwahl, Formensprache und Moodboards niederschlagen
  • Kollaborationen mit globalen Marken, Designern oder Kunsteinrichtungen – oft in Form von Pop-ups, Editions oder kuratierten Retail-Spaces

Das kulturelle Erbe wird in Hongkong weniger über Symbolik transportiert, sondern subtil eingebettet – z. B. durch architektonische Referenzen oder narrative Produktkonzepte. Orte wie K11 Musea oder The Mills zeigen, wie „global contemporary“ in Hongkong zwischen Tradition, Innovation und Internationalität funktioniert.

Designplattformen & Art-Retail

In China fördern staatlich unterstützte Formate wie die Shenzhen Design Week oder designorientierte Concept Malls gezielt kreative Synergien zwischen Industrie, Design und Konsum. Sie fungieren als Plattformen für Innovation, ästhetische Bildung und marktfähige Produktentwicklung – insbesondere im Bereich Living und Lifestyle.

Hongkong verfolgt einen stärker kuratierten Ansatz: Institutionen wie K11, The Mills Fabrica oder die Präsenz der Art Basel schaffen Räume, in denen Kunst, Kultur und Retail verschmelzen. Hier wird Design als emotionaler Mehrwert inszeniert – sei es durch wechselnde Ausstellungen, kollaborative Produktlinien oder immersive Store-Konzepte. Art-Retail dient nicht nur der Differenzierung, sondern positioniert den Handel als kulturelle Bühne.

Fazit: Retail-Trends in China & Hongkong: Ein dynamisches Zukunftsbild

Die Retail-Trends aus China und Hongkong zeigen: China bleibt Innovationsmotor mit klarer Tech- und IP-Orientierung, während Hongkong als kuratierte, design-starke Retail-Bühne agiert. Besonders relevant sind Trends wie Content-Commerce, Smart Retail, IP-Integration und Design-Driven Shopping. Sie beeinflussen nicht nur den asiatischen Handel, sondern gewinnen auch im internationalen Handel zunehmend an Relevanz.

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