Betroffen von der Gasknappheit ist auch der Einzelhandel, dessen Energiekosten seit Anfang 2022 um rund 150 Prozent gestiegen sind. In die Pflicht genommen werden Händler*innen von der seit 1. September 2022 geltenden Energiesparverordnung der Bundesregierung, die neue Regeln für eine deutliche Senkung des Energieverbrauchs vorgibt. Gelten soll die Verordnung zunächst bis Ende Februar 2023.
Wie lässt sich Energie sparen, ohne dass Kund*innen davon etwas merken? Die Einzelhändler*innen haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie dazu fähig sind. Laut einer Studie der Deutschen Energie Agentur (dena) betrug die durchschnittliche Energieverbrauchsreduzierung bzw. Energieeffizienzsteigerung im deutschen Einzelhandel zwischen 2010 und 2015 etwa 15 Prozent.
Explodierende Stromkosten zwingen den Einzelhandel, an allen Stellschrauben zu drehen. Die folgenden Bereiche zeigen, welche Möglichkeiten es gibt.
Zuerst den Status quo analysieren
Der Rotstift lässt sich am besten dort ansetzen, wo es größere Sparpotenziale gibt. Den Anfang sollte deshalb eine Bestandsaufnahme der aktuellen energetischen Situation und der monatlichen Ausgaben für Strom und Wärme machen. Das erfordert Fragen wie: Wie viel Geld gebe ich für Strom und Wärme aus? Was sind meine Hauptverbraucher? Wie haben sich die Verbräuche in meinem Geschäft in den zurückliegenden Jahren entwickelt?
Eine solche Bestandsaufnahme ist nicht nur eine Betrachtung des Status quo, sie vermittelt den Einzelhändler*innen auch ein Gefühl darüber, wo sie schon auf dem richtigen Weg sind und wo es Verbesserungsbedarf gibt. Und dort wird dann der Hebel angesetzt.
Beleuchtung bietet großes Einsparpotenzial
Bei kritischer Betrachtung der Beleuchtungskosten geht vielen Einzelhändler*innen das buchstäbliche Licht auf. Denn bei der Beleuchtung lässt sich viel sparen, ohne dass dies zu Lasten einer einladenden Produktpräsentation geht – im Extremfall bis zu 80 Prozent der Beleuchtungskosten.
Das Zauberwort lautet hier: LED. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) und des Instituts für Ressourceneffizienz und Energiestrategie (IREES) entfallen 63 Prozent des Stromverbrauchs für Beleuchtung in Deutschland auf Beleuchtungssysteme in Industrie und Gewerbe, Handel und Dienstleistungen. Durch die Umstellung auf effiziente Systeme mittels LED-Technologie, so die Studie, ließen sich hohe Potenziale realisieren.
In Bereichen, in denen sich niemand dauerhaft aufhält, wie in Sozialräumen, im Lager oder in der Tiefgarage, gilt außerdem die Devise: Licht aus, wenn niemand im Raum ist! Unterstützend wirken hier Komponenten wie Bewegungsmelder oder Zeitsteuerungen, die den Licht- und Stromverbrauch verringern.
„Bei vielen bestehenden LED-Installationen ist ein Abschalten nicht vorgesehen. Heute sind allerdings sowohl LED als auch LCD technisch so ausgereift, dass einem täglichen Herunterfahren nichts im Weg steht.“
Alle Geräte im Laden auf den Prüfstand stellen
Was für die Beleuchtung gilt, gilt auch für Geräte wie Computer, Drucker, Kassen etc.: Ausschalten, wenn sie nicht gebraucht werden. Gerade Monitore können energiehungrig sein. Ein guter Ansatzpunkt bei ihnen ist der Schlafmodus schon bei kurzen Pausen. Das spart schon einiges an Energie.
Anstatt Geräte im Standby-Modus zu betreiben, kann es sinnvoll sein, sie im ungenutzten Zustand ganz auszuschalten. Eine Zahl verdeutlicht dies: Die Deutschen verbrauchen jährlich rund 10,5 Milliarden Kilowattstunden Strom durch Geräte im Standby-Modus. Nützlich sind hier Steckerleisten mit Netzschalter, die die Geräte nach Feierabend vom Netz trennen oder auch Funksteckdosenleisten mit Zeitschaltuhr.
In den meisten Geschäften stehen auch Kühlschränke für Getränke oder das Essen der Mitarbeitenden. Für sie gilt: Jedes zu tief eingestellte Grad Celsius verbraucht Energie. Wichtige Maßnahmen sind hier: keine Lüftungsöffnungen verdecken, den Kühlschrank gut füllen, Lüftungsgitter abstauben, rissige Dichtungen austauschen und die Geräte regelmäßig abtauen.
Bei der Heizung gilt der Fokus dem Heizkessel
Fürs Heizen gibt es einen einfachen Tipp: Die Heizung im Winter nicht voll aufdrehen, denn jedes Grad Raumtemperatur weniger spart sechs Prozent Energie ein. Nach Ladenschluss wird deshalb die Temperatur gesenkt. Dafür reicht schon eine einfache Regelungstechnik.
Ein besonderer Fokus sollte dem Heizkessel gelten. Stark verschmutzte Geräte verbrauchen bis zu einem Fünftel mehr Energie. Eine regelmäßige Wartung ist daher Pflicht. Des Weiteren sollte darauf geachtet werden, dass die eingestellten Temperaturen dem tatsächlichen Bedarf entsprechen.
Bei alten Heizkesseln kann sich häufig ein Austausch lohnen, denn moderne Brennwertkessel können sich rasch amortisieren. Durch Nutzung der Abgaswärme erzielen sie hohe Jahresnutzungsgrade. Wichtig ist auch der hydraulische Abgleich. Damit wird die Leistung von Heizkessel und -pumpe so optimiert, dass alle Räume gleich mit Wärme versorgt werden.
„Jedes Grad, um das die Raumtemperatur erhöht oder gesenkt wird, ist mit sechs Prozent am Energieverbrauch beteiligt.“
Die Lüftungs- und Klimaanlage nicht durchlaufen lassen
Lüftungs- und Klimaanlagen können regelrechte Energiefresser sein. Der Grund sind die langen Betriebszeiten sowie energieverbrauchende Komponenten wie Ventilatoren und Pumpen.
Bei Ladengeschäften mit Klimaanlage sollten die Fenster und Türen im Sommer geschlossen bleiben und die Anlage außerhalb der Öffnungszeiten abgestellt werden, beispielsweise mit einer Zeitschaltuhr. Ein Windfang und selbstschließende Türen helfen, Lüftungsverluste zu begrenzen. Im Sommer kann auch eine Beschattung durch Markisen, Roll- oder Klappläden nützlich sein.
Um Energiekosten zu sparen, kann sich ein Blick in die Lieferverträge und Abrechnungen für Strom und Wärme lohnen. Mindestens einmal jährlich sollte dies geschehen. Dabei stehen Fragen im Vordergrund wie: Nach was wird der Strom abgerechnet – Jahresbezugsmenge oder Maximalleistung? Stimmt auch alles mit den Netzentgelten, Stromsteuer & Co.? Wann gibt es tagsüber Lastspitzen und wodurch werden sie verursacht? Wurde richtig abgelesen?
Energieverträge regelmäßig checken
Um Energiekosten zu sparen, kann sich ein Blick in die Lieferverträge und Abrechnungen für Strom und Wärme lohnen. Mindestens einmal jährlich sollte dies geschehen. Dabei stehen Fragen im Vordergrund wie: Nach was wird der Strom abgerechnet – Jahresbezugsmenge oder Maximalleistung? Stimmt auch alles mit den Netzentgelten, Stromsteuer & Co.? Wann gibt es tagsüber Lastspitzen und wodurch werden sie verursacht? Wurde richtig abgelesen?
Gebäude innen und außen energetisch optimieren
Maßnahmen am Gebäude können beträchtlich zur Energieeinsparung beitragen. Eine Gebäudedämmung ist besonders effektiv. Diese kann vom Keller bis zum Dach reichen. Der Wermutstropfen sind hier allerdings die recht hohen Investitionen. Zumeist überwiegen aber die finanziellen Vorteile.
Geschlossene Türen im Winter und oder die Steuerung von Rolltreppen nach Frequenz helfen auch Energie einzusparen. Eine dreischeibige Wärmeschutzverglasung mit gedämmten Fensterrahmen trägt ebenfalls dazu bei, die Energieverluste und -kosten zu senken.
Mitarbeiter schulen und mit einbeziehen
Um nachhaltig Energie zu sparen, müssen – last but not least – auch die Mitarbeitenden einbezogen und sensibilisiert werden. In Schulungen oder Weiterbildungen kann ihnen verdeutlicht werden, wo und wie sie bereits mit kleinen Maßnahmen Energie einsparen können.
Fazit
Energiesparen ist von einer Kann- zu einer Mussaufgabe geworden. Aktuelle Krisen und der Klimawandel sind der Grund dafür. Um im Einzelhandel dauerhaft Energie zu sparen, gibt es viele Möglichkeiten. Der Energieverbrauch lässt sich mit technischen und organisatorischen Maßnahmen senken. In der Summe sind deutliche Kosteneinsparungen möglich.
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